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Werbellinsee-Sagen und Legenden

Fast 60 Meter misst der Werbellinsee an seiner tiefsten Stelle. Und einer der wohl schönste See Brandenburgs hat eine sagenumwobene Geschichte zu bieten. Der Legende nach soll hier im See einst die Stadt Werbellow versunken sein. Wir haben die beiden am meist verbreitetsten Sagen zum Nachlesen.

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1. Die Werbellow-Sage vom Bettler

Einst lag dort, wo sich heute der Werbellinsee befindet, die reiche Stadt Werbellow. Deren Einkünfte aus Wald und Landwirtschaft waren überaus groß. Der Reichtum mehrte sich in dieser Stadt. Man sagt, dass ihre Bewohner aus goldenen Bechern tranken, von goldenen Tellern aßen und Schuhe aus purem Silber trugen. Ihr Reichtum jedoch verführte die Bürger zu Übermut, Hartherzigkeit und lockerem Lebenswandel.

Einmal kam ein Bettler in diese Stadt. Für ihn hatte keiner ein Stückchen Brot übrig. Von jeder Tür wurde er verjagt. Da wollte der arme Mann schon verzagen. Doch im letzten Hause der Stadt fand er einen mildtätigen und gutherzigen Menschen, der ihn freundlich mit Speise und Trank versorgte und ihm gute Worte mit auf den Weg gab.

Als sich der Bettler längst verabschiedet hatte, träumte dieser gute Mensch in der Nacht, er solle sofort die Stadt verlassen. Dies tat er auch sogleich. Unterwegs merkte er aber, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte. Als er umkehrte, fand er an Stelle der Stadt Werbellow einen großen See.

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fotolia / © Michael Neuhauß

2. Die Werbellinsee-Sage von der weißen Frau

Vor alter Zeit hat dort, wo sich jetzt der Werbellinsee befindet, eine Stadt namens Werbellow gestanden, die ist untergegangen, und das soll so gekommen sein.

Mitten in der Stadt lag ein Schloss, das war rings mit Wasser umgeben und nur eine einzige Zugbrücke führte hinüber; der Herr des Schlosses war aber ein gar böser Zauberer und ließ nur sehr selten einen Fremden zu sich ein. Da kam eines Tages auch eine alte Frau, die wollte ins Schloss hinein, und wie der Herr sie erblickte, rief er ihr zu, sie solle zurückgehen. Das tat sie auch, sagte aber zu gleicher Zeit: »Ich will zurückgehen, aber du sollst untergehen!« Und das hat sie wohl wahr gemacht, denn sie wusste noch stärkeren Zauber als der Herr selber. Nun befand sich zu dieser Zeit aber ein Fremder in der Stadt, der war ein gar gottesfürchtiger Mann, weshalb sie seinen Untergang nicht auch herbeiführen wollte; sie ging daher zu ihm und sagte, er solle eilig die Stadt verlassen, denn sie würde binnen kurzer Frist untergehen. Da packte er schnell seine Sachen zusammen und ging mit seinem Bediensteten, den er bei sich hatte, davon. Als sie so eine Strecke fort waren und auf dem Berge ankamen, der unweit der Stadt lag, bemerkte er, dass sie in der Eile sein Felleisen mitzunehmen, vergessen hätten. Da schickt er seinen Diener zurück, aber der kehrte nach kurzer Zeit zurück, und sagte, die Stadt und das Schloss seien spurlos verschwunden, und an ihrer Stelle sei ein großer See entstanden.

Im Werbellinsee, sagt man auch, müsse alle Jahr einer ertrinken, und zwar geschehen vorher allerhand Wahrzeichen, namentlich hört es sich dann oft so an, als wenn einer laut in die Hände klatsche, und da währt’s denn immer nur kurze Zeit, so ertrinkt auch einer im See.

Quelle: Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 220-222.