Märchenhafter Ausflug zum Askanierturm
Sein Dach glitzert einem bei Sonnenschein entgegen. Auch vom Werbellinsee aus ist der beliebte Askanierturm durch das Grün der Bäume zu erkennen. Und doch überrascht der Anblick des wahrlich märchenhaften Turms, der direkt an der Südspitze des Werbellinsees auf einem Hügel steht. Dort, wo einst die Askanische Burg “Werbellin” gestanden haben soll, und der Webellinkanal in den See mündet.
Ein Turm voller Geschichte(n)
Während der Bauarbeiten für den Werbellinkanal vor ziemlich genau 250 Jahren und den damit verbundenen Grabungen fand man Mauerreste und Waffen. Aus alten Aufzeichnungen zur Errichtung des Askanierturms geht hervor, dass im 13. und 14. Jahrhundert die Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Askanien hier Hof hielten. Auf alten Darstellungen und Karten der Landschaft ist von einem “Schlossberg” und “curia” (Hof) die Rede. Damit ist ziemlich sicher die “Askanierburg Werbellin” gemeint, die erstmals nachweislich 1247 erwähnt wurde. Die Askanier sind eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter. Der für die Region bedeutendste Askanier war Albrecht der Bär, weil unter seinem Regiment die Besiedelung in Brandenburg vorangetrieben wurde. Ihm ist auch die Gründung der Mark Brandenburg zuzuschreiben. Bauhistoriker nehmen an, dass die etwa 30 x 30Meter große Burg Mitte des 14. Jahrhunderts (ca.1319 – 1325) durch einen Brand zerstört wurde. Nach den noch vorhanden gewesenen Mauerresten können die Grundmauern bis zu 4m tief und 2,5m breit gewesen sein. Aus den in dieser Zeit noch gefundenen verkohlten Holzteilen und im Wallgraben liegenden Mauersteinen, wurde damals gefolgert, daß auf den Grundmauern ein ausgemauerter Fachwerkbau gestanden haben könnte.
Der Askanierturm am Südufer des Werbellinsee
Die Idee, an diesem historischen Ort einen Turm zu errichten, kam von dem Joachimsthaler Heimatdichter Friedrich Brunold, der für die damals renomierte Zeitschrift “Der Bär” arbeitete. Sein Verdienst besteht unter anderem darin, daß er sich um die Erforschung der historischen Stätten rund um den Grimnitz- und Werbellinsee bemühte. Durch Kontakte zum kaiserlichen Hof gelang es ihm, viele der damaligen Entscheider von seinem Vorschlag eines Denkmals für die Askanier zu überzeugen. Prinz Carl von Preußen unterstützte die Idee eines Aussichtsturms und betraute den Eberswalder Baumeister Oskar Büschner mit der Ausführung. Dieser entwarf den Rundturm aus Feldsteinen, Balkon und backsteinernem Zinnenkranz.
Moos in den Fugen, von Efeu umrankt
1879 wurde er eingeweiht. Der Preußische Stadt und Landbote schrieb damals: „Der Turm ist aus rohbehauenen Granitsteinen errichtet und zwar im Stile der alten Ritterburgen zur Zeit der Askanier. Bis zu den Zinnen beträgt die Höhe des Turmes 12 Meter, 4 Meter hält er im Durchmesser. Eine mit starkem Eisenbeschlag versehene Eichentür führt ins Innere des imposanten Baus. Auf einer Wendeltreppe gelangt man zunächst zu einem nach der Wasserseíte angebrachten Söller und weiter hinauf zu der Plattform des Daches…” In einer anderen zeitgenössischen Schilderung zur Einweihungsfeier heißt es: „Moos ist in die Fugen des massiven Gemäuers eingesetzt, welches an verschiedenen Stellen bereits von Efeu umrankt wird, der in verborgenen künstlichen Höhlungen Erdreich genug findet, um lustig weiter grünen zu können.“
Neujahrsblasen seit Jahren der Besuchermagnet am Askanierturm
Bei einem Sturmschaden 1972 wurde der Turm und seine Krone massiv beschädigt. In den folgenden Jahrzehnten verfiel der Turm am Südufer des Sees in einen sprichwörtlichen Dornröschenschlaf. Seit Mitte der 1970er Jahre steht der „Rapunzelturm“ und die Burg unter Denkmalschutz. Erst im Jahr 1991 wurde der Turm durch Forstleute der Schorfheide restauriert und als Aussichtsturm zugänglich gemacht und wiedereröffnet.
Seitdem wird der Askanierturm von Touristen und Einheimischen als Ausflugsziel genutzt. Nicht zuletzt wegen seiner direkten Lage am Berlin-Usedom-Radweg ist er über die Werbellinsee-Region hinaus bekannt. Einen wahrlich riesigen Besucheransturm erlebt das historische Gemäuer jedes Jahr am 1. Januar zum “Neujahrsblasen am Askanierturm”. Weit mehr als 1.000 Besucher pilgern seit 1998 um die Mittagszeit des Neujahrstages am Werbellinkanal entlang zum Askanierturm. Bei Kaffee oder Glühwein lauschen die schaulustigen Besucher den Jagdhornbläsern der umliegenden Gemeinden und begrüßen in geselliger Runde das neue Jahr. Der Turm kann ganzjährig besucht und bestiegen werden. Hierfür gibt es keine festen Öffnungszeiten. Für Interessierte gibt es drei Anlaufstellen, wo die Schlüssel zum “Rapunzelturm” ausgeliehen werden können. Hier gibt es bei einem netten Plausch sicher auch noch weitere Geschichte(n) – zum wohl “schönsten Platz am Werbellinsee”.
Für Spaziergänger oder auch geübte Wanderer liegt der Askanierturm entlang eines ausgewiesenen Rundweges entlang dem Werbellinkanal.
Die Turmschlüssel erhalten Sie im:
Café Wildau Hotel & Restaurant
Wildau 19
16244 Schorfheide
Tel.: 033363 52630